people

PEOPLE

  • Patricia Germandi
  • Sven Grolik
  • Robert Grunenberg
  • Aaron Held
  • Felix Kosok
  • Jan Kalbitzer
  • Charalampos Lazos
  • Annedore Prengel
  • Jon Prengel
  • Andrea Schäfer-Lazos
  • Hanno Schmitt
  • Aileen Treusch
  • Ellen Wagner
  • Cecilia Zi

ART & ARTISTS

  • Francis Alÿs
  • Iván Argote
  • Roberto Barbosa
  • David Hockney
  • Fabia Kuhlmann
  • Felicitas von Lutzau
  • Sandra Mann
  • Emeka Ogboh
  • Rami Al Rashidani
  • Toni Meyer
  • Johanna von Monkiewitsch
  • Robert Schittko
  • Sonja Yakovleva
  • Zibayo

SPONSORS

Hessische Kulturstiftung Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main

Prêt-à-parler was initiated and curated by Aileen Treusch. So far, 14 positions have been published on the platform, with more to follow. The artworks were specifically selected for each person and the statements are published in their original language. If you have suggestions or questions, or would like to get involved in any way, please contact: mail@aileentreusch.de

prêt-à-parler
«L’homme façonne l’art, puis l’art façonne l’homme!»

en Man and art are mutually dependent. It is often surprising how little space is given to people (artist and viewer) when it comes to forms of presentation within museums, galleries, exhibitions. Prêt-à-parler shares individual associations and thoughts gained from a sustained and personal focus on art. The project therefore combines the inherent expressiveness of each artwork or artist with the associative thoughts of people; people who have a lot and important things to say, people who get involved and people who deal with very different topics in their everyday life, such as natural science, design, art criticism, psychology, humanitarian commitment, cultural work, digitization, theater, improvisation.

The digital platform is a hybrid that gives space to both – art and people who experience it. It becomes clear that in times of separation we are not left without art, because even if we cannot experience it physically, it is part of our mindset and our identity. The project invites you to pause for a moment, to dig out precious memories and to reflect, to associate and think back about times of coming together. Prêt-à-parler shows a range of media, including video, photography, painting and works on paper and reflects each work through a personal lense from todays perspective.

*The statements are written on the occasion of prêt-à-parler and are published in their original language. Translations (German/ English) will be available soon

de Mensch und Kunst bedingen sich gegenseitig. Es ist daher etwas überraschend, wie wenig Raum dem Menschen (Künstler*in und Betrachter*in) eingeräumt wird, wenn es um Präsentationsformen von Kunst geht, sei es in Museen, Galerien oder in Ausstellungen. Prêt-à-parler teilt individuelle Assoziationen und Gedanken, die sich aus einem anhaltenden und persönlichen Fokus auf Kunst ergeben. Das Projekt kombiniert die Ausdruckskraft von Kunstwerken mit den assoziativen Gedanken der Menschen. Menschen, die viel und Wichtiges zu sagen haben, Menschen, die sich engagieren und Menschen, die sich in ihrem täglichen Leben mit unterschiedlichen Themen befassen, wie etwa Naturwissenschaften, Design, Kunstkritik, Psychologie, Kulturarbeit, Digitalisierung, Theater und Improvisation.

Das Projekt stellt eine digitale, hybride Plattform dar, die sowohl der Kunst als auch dem Menschen Raum bietet. Auch wenn wir Kunst in Zeiten der Trennung physisch nicht erleben können, verbleiben wir nicht ohne sie, denn Kunst ist längst Teil unserer Denkweise und unserer Identität. Das Projekt lädt dazu ein, einen Moment innezuhalten, wertvolle Erinnerungen auszukramen und zu reflektieren, zu assoziieren und über Zeiten des Zusammenkommens und des gemeinsamen Austauschs nachzudenken. Prêt-à-parler zeigt eine Reihe von Medien, darunter Video, Fotografie, Malerei und Arbeiten auf Papier, und reflektiert jede Arbeit aus heutiger Sicht durch einen persönlichen Blickwinkel.

Hanno Schmitt über Francis Alÿs
The Nightwatch
Schlafen im Museum

Das Video zum Fuchs in der National Gallery regt zum Nachdenken an. Das arme Tier schnüffelt nach Leben und Lebendigkeit im Museum und schläft nach wiederholten erfolglosen Bemühungen am Ende ein. Soweit wird es bei den Menschen sicherlich nicht kommen. Menschen, die sich im Museum zu schlafen trauen, wären außergewöhnliche Menschen, die sich in dem Kunsttempel in Beziehung zur Kunst fühlen können. Durch das Schlafen im Museum würden diese Menschen auch so etwas wie Heimat oder persönliche Beziehungen zu einzelnen Gemälden dokumentieren.

Ich würde gerne in der National Gallery schlafen, aber leider bin ich kein Fuchs und als Mensch finde ich dort keine Betten. Der französische Philosoph und Literaturkritiker Lucien Goldmann (1913-1970) hat vor Beginn des Pariser Mai 1968 in der Pariser Uni erstmals einen dort schlafenden Studenten beobachtet. Er erklärte dieses Verhalten als Besitzergreifung, die kurze Zeit später den Widerstand im Mai 1968 zur Folge hatte.

– Hanno Schmitt

Artwork: Francis Alÿs, The Nightwatch, London, UK, 2004; 6:17 min. In collaboration with Rafael Ortega and Artangel. Photo: ©Tate. Portrait: Valentin Schmitt

 

Francis Alÿs ist ein belgischer Aktions- und Videokünstler. Seine Arbeiten stehen im Spannungsfeld von Kunst, Architektur und sozialer Praxis. Er lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt.

Der 1942 in Marburg geborene Hanno Schmitt ist ein deutscher Erziehungswissenschaftler und Bildungshistoriker. Er war bis 2008 Professor für Historische Pädagogik an der Universität Potsdam. Als Mitbegründer des Rochow-Museums in Reckahn setzt er sich seit Anfang der 1990er Jahre für die Erhaltung und Weiterentwicklung des barocken Ensembles ein und schafft darüber innovative und spannende Blickwinkel auf die Geschichte des Lernens. Seine Verdienste um die Entwicklung des Museums- und Bildungsstandortes wurden im Jahr 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Charalampos Lazos über Emeka Ogboh
Everyday­wehustlin
Klang, Kollaboration, Ortsbezug, Politik.

Zum ersten Mal aufmerksam geworden auf den Klang- und Installationskünstler Emeka Ogboh bin ich 2017 auf der Documenta in Athen mit der Arbeit „The Way Earthly Things are going“ und bei den Skulptur Projekten Münster mit der Arbeit „Passage through Moondog“. Besonders erstere ging mir total unter die Haut, was zum einen an dem unfertigen Ort – dem Auditorium im Athener Konservatorium (Odeion) – vor allem aber an der elegischen Musik des griechischen Vokalensembles lag. Ich musste einfach ein zweites Mal nach Athen, um die Arbeit noch einmal anzusehen und zu hören.

„Beyond the Yellow Haze“ erinnert in der künstlerischen Herangehensweise an den damaligen Moment. Auch hier gibt es durch die field recordings aus der Megacity Lagos einen starken Ortsbezug. Und auch hier öffnet das Repetitive in der Musik einen großartigen atmosphärischen Raum. Ich könnte das stundenlang hören, ich brauche keinen climax. Ich mag auch Ogbohs Arbeitsweise: Kollaboration als Praxis, eine fast uneitle Haltung als Künstler. Das Egalitäre erscheint mir hier auch politisch, was mich wiederum an seine neueste Intervention „Vermisst in Benin“ in Dresden erinnert: einer Plakataktion zur Restitutionsdebatte.

Klang, Kollaboration, Ortsbezug, politics – für mich sind das die Eckpfeiler zwischen denen sich Ogbohs Werk aufspannt. Dazu passt in gewisser Weise auch, dass Beyond the Yellow Haze auf dem Berliner Ostgut Ton Sublabel A-TON wiederveröffentlicht und damit in einen neuen Kontext gesetzt wird: aus dem reinen Kunstkontext einer limitierten Galerie-Edition in den zugänglichen Markt der Elektronischen Musik. Die Platte ist schon auf meiner wishlist … und dann kann ich sie mir bald stundenlang anhören.

– Charalampos Lazos

Cover: Emeka Ogboh, Beyond The Yellow Haze 2018, self-released stamped and signed artist edition. Courtesy: Galerie Imane Fares. Portrait: Sonja Schwarz.

Emeka Ogboh studierte Bildende und Angewandte Kunst an der University of Nigeria in Nsukka und lebt heute in Berlin. Der nigerianische Sound- und Installationskünstler ist Mitbegründer des Video Art Network Lagos und untersucht in seinen Werken wie persönliche, öffentliche und kollektive Erinnerungen in Klänge und Klanglandschaften überführt werden können. Ogboh hat an zahlreichen internationalen Ausstellungen teilgenommen, darunter documenta 14 (2017); Skulptur Projekte Münster (2017); 56. Ausgabe der Biennale di Venezia (2015).

Charalampos Lazos ist Grafikdesigner und gestaltet Bücher, Plattencover und Ausstellungen. Für das Studio Matthias Görlich war er maßgeblich an der Konzeption und Gestaltung der Ausstellung Ware & Wissen / Foreign Exchange (or the stories you wouldn’t tell a stranger) im Weltkulturenmuseum Frankfurt beteiligt. Gelegentlich legt er Musik auf, sofern er damit Menschen nicht zwingend zum Tanzen sondern zum Zuhören bringen darf. Er lebt und arbeitet in Darmstadt.

Cecilia Zi über Sonja Yakovleva
Im Hotelzimmer
Ein Zeichen der Emanzipation während der letzten dreihundert Jahre? Vielleicht.

Ein Einblick in eine sehr intime Situation, ein privater Moment, der uns Betrachter zu einem Dasein als Voyeure verdonnert. Obszön und gleichzeitig provozierend blickt die nackte weibliche Figur mit der Zigarette uns, den Betrachter, an. Ohne Scham oder Schüchternheit, sondern einnehmend und herausfordernd. Keine Entschuldigungen, kein Bedauern, keine Zurückhaltung. Ein furchtloses, stolzes Wesen der Post-MeToo-Ära, so scheint es. Doch mehr wissen wir nicht über dieses nackte Paar, das sich in einem anonymen, sterilen Hotelzimmer befindet. Wer dominiert wen wirklich?

Die Darstellung der Szene durch wenige Striche, die sich erst bei näherer Betrachtung und dem schwarzen Hintergrund als ein Papierschnitt herausstellt, gibt dem dargestellten Motiv etwas comichaftes, flüchtiges. Die klaren Striche, die einfachen Linien erinnern aber auch an Holzschnitte. In Kombination mit dem erotischen Motiv erinnert dieses Werk an die japanischen Shungas aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Shungas sind Farbholzschnitte, die von Männern entworfen, geschnitzt, gedruckt und verlegt wurden. Oft stellen sie ein- oder zweideutige erotische Motive dar, manchmal mit übertrieben anatomischen Details, meist mit einer umgekehrten Rollenverteilung als wir sie in Sonja Yakovlevas Papierschnitt beobachten können.

Die Technik erinnert an eine Kunstform aus Ostasien, nämlich die des chinesischen Scherenschnitts (Jianzhi), der als eine Form der Volkskunst auch bis heute noch Tradition hat. Jianzhi wird gerne benutzt um Türen oder Fenster bei besonderen Festivitäten zu dekorieren. Da sie glückverheißend sein sollen, werden meist positive Symbole und Motive aus rotem oder buntem Papier geschnitten. Rot ist eine glücksverheißende Farbe in der chinesischer Kultur, die Farbe Weiß dagegen wird mit Trauer und Tod assoziiert. Das Ankleben dieses Papierschnitts an die Eingangstür oder an ein Fenster wäre also in jeglicher Hinsicht undenkbar!

Beim Betrachten von Yakovlevas Werk „Im Hotelzimmer“ denke ich aber auch an das neue Jahrzehnt, das mit so vielen Erwartung und Hoffnungen im Januar 2020 angefangen hat, sich dann in ein Zurückziehen in das Private entwickelte und nun unser aller Geduld herausfordert und unsere Sehnsucht an das Normale von Tag zu Tag größer werden lässt. Wie geht es weiter in diesem Jahrzehnt? In Zeiten des Lockdowns vermisse ich beim Betrachten von Kunst sehnsüchtig den echten Kontakt zum verwendeten Medium: Kunst in vollen Zügen und in ihrer vollen Dimension zu betrachten und zu genießen.

Durch meine berufliche Arbeit bin ich daran gewöhnt Kunstobjekte anzufassen, zu fühlen, zu ertasten. Das geht natürlich nicht bei einem Museumsbesuch. Doch die Ebenheiten und Unebenheiten der Oberfläche eines Kunstwerks zu entdecken, die Objekte nicht nur in zwei, sondern in drei Dimensionen zu betrachten, den Raum zu erspüren, welchen das Kunstwerk einnimmt, die unperfekte Perfektion eines Werkes als Gesamtes zu sehen; all das ist noch nicht möglich in diesem Jahrzehnt der digitalen Technik. Aber vielleicht in den zukünftigen Jahrzehnten?

– Cecilia Zi

Sonja Yakovleva, Im Hotelzimmer 2020, Papierschnitt. Images: Nick Ash via robertgrunenberg.com. Courtesy: Sonja Yakovleva, Robert Grunenberg. Portrait: Cecilia Zi

Sonja Yakovleva (*1989 in Potsdam) wurde über ihre sinnlichen Papierschnitte einem größeren Publikum bekannt. Sie studierte an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main – unter anderem bei Heiner Blum, Mariola Brillowska und Juliane Rebentisch – und ist aktiv im feministischen Kollektiv „Kulturvotzen TV“ sowie der Künstlerinnen-Rap-Gruppe „Römische Votzen“. In ihrer Arbeit setzt sich sich neben dem Papierschnitt auch mittels Performance, Malerei oder Skulptur mit klischeebehafteten Rollenbildern auseinander.

Cecilia Zi ist in der Auktionsbranche tätig und ist spezialisiert auf Ostasiatische Kunst und Kunsthandwerk. In ihrer Tätigkeit für ein internationales Auktionshaus in London war sie für die Akquise, Begutachtung und Bewertung angewandter chinesischer Kunst zuständig. Cecilia Zi ist in China und Deutschland aufgewachsen und hat in Heidelberg Politische Wissenschaft, Soziologie, Europäische und Ostasiatische Kunstgeschichte studiert.

Felix Kosok über Roberto Barbosa
Lifting Legs
Tenderness towards masculinity.

The idealized male body of modernity is one that is through its strength immune to the outside world, impenetrable by any foreign agent–like a virus. It is not surprising that this idea of immunity, the mechanism whereby a body establishes its identity and protects its integrity against anything that doesn’t belong to it, occurred at the same time as medical institutions and a regime of hygiene were being developed to govern the production of the modern subject.

But the sketches of wrestling bodies in Roberto Barbosa’s drawings show us another idea of possible masculinity–another form of subjectivity. In their entanglement, they are not just opening up to each other. Their open contours and the holes of their not yet drawn faces are waiting to be filled up by foreign desires of strangers and imaginations of others. Barbosa’s drawings imagine what João Florêncio describes as porous masculinities. By refashioning the male body as a porous, penetrable body, they destabilize the clear demarcation between self and other.

When I look at the drawings, I feel a tenderness towards my own masculinity, no longer a toxic burden, but a soft, malleable, porous sketch. On the threshold new forms of becoming and being arise.

Artwork: Roberto Barbosa, Lifting Legs, 2020, Ink on paper, 14 x 21 cm. Courtesy by the artist. Image via Instagram. Portrait: Robert Schittko. Courtesy by Felix Kosok.

Roberto Barbosa (*1990), born in Guadalajara, Mexico, lives and works in Frankfurt, Germany. He studied architecture at the Städelschule with Professor Peter Trummer. Throughout his work he explores the relationship between human interactions and the built environment. His collection of line drawings examine notions of desire, perceptions of space and control. They render a landscape of intimacy, anxiety and vulnerability.

Felix Kosok (* 1988) is a German graphic designer and research assistant at the University of Art and Design (HFG) Offenbach a.M. and the Peace Research Institute Frankfurt a.M. He studied conceptual design and visual communication at the HFG and at the Universitat de Barcelona and did his doctorate with Juliane Rebentisch. The focus of his research lies in the field of design aesthetics and political graphic design.

Ellen Wagner über Zibayo
Maboneng

Es ist bunt und hip in Maboneng, einem kleinen Stadtgebiet in Jeppestown, Johannesburg. Man fühlt sich wohl in multikultureller Harmonie. Und sicher. Auch William Kentridge hat nicht weit von hier sein Atelier. Und doch ist Maboneng in seiner hippen Fröhlichkeit ein Fremdkörper in sich selbst, in seiner Genese als »Platz des Lichts«, auf eine lichte, lukrative Zukunft blickend, welche jedoch auf einer Verdrängung der Schatten, der bleibenden Gefälle und Diskriminierungen im Denken und in der sozialen Wirklichkeit der Menschen beruht, wie sie aus der Geschichte und Gegenwart Südafrikas nicht fortzunehmen sind. Auch nicht durch ein Gentrifizierungsprojekt, das auf Sicherheitsfirmen und Neubauten zur effektiven Grenzsicherung setzt.

Zibayo ist die Kooperation zweier junger Kreativer, die direkt aus der Zielgruppe der Investoren in Maboneng zu kommen scheinen – die sich aufmachen, um ihre Grenzen des Verstehens für das, was stadtplanerisch unzugänglich gemacht wird, aufzusuchen und zu erweitern. Ihr Dialog mit dem Außen des hippen Stadtteils vollführt sich im Dialog zwischen einer Europäerin und einem Südafrikaner, aber auch zwischen den Medien: der Malerei und der Fotografie, deren unterschiedlichen Methoden, Schichten der Wirklichkeit auf eine Weise durchsichtig zu machen, die uns mehr zu erfahren gibt, indem sie uns weniger in klaren Unterschieden sehen lässt. Es ist nicht alles bunt und hell in Maboneng. Und es ist nicht alles düster und chaotisch rund um Maboneng herum.

Während sie die Menschen vor ihr malt, fotografiert er die Szene durch die transparenten Schichten der Malerei hindurch. Während er eine Begegnung zwischen Menschen, die versuchen, sich zu verstehen, einander „aufzunehmen“, fotografiert, erfasst sie den Prozess in Skizzen auf durchsichtigem Foliengrund. Was »zuerst da war« und wer hier wen abbildet, verschwimmt: Das Vorübergehende festgehalten im Durchscheinenden; Fremdkörper ineinander organisch verschränkt. Das fertige Bild zeigt beides und Gleichzeitiges – ein Stadium des Gemeinsamen; einer gemeinsamen Tätigkeit, die aufnimmt und gestaltet, statt zu entwerfen, ohne sich doch umzusehen.

Artwork: Zibayo, Maboneng 2017, photography with oil painting on transparent. Courtesy by the artists. Portrait: Jelena Ilic. Image via aica.de

ZIBAYO beschreibt ein kreatives Duos, bestehend aus der deutsch-armenischen Malerin Lilli Bagradyans und dem südafrikanischen Fotografen Valentino Zondi. Inspiriert von zahlreichen Reisen innerhalb des afrikanischen Kontinents schaffen sie durch die Verbindung zweier Kunstformen –bildender Kunst  und Fotografie – neue Imaginations- und Erkenntnisräume. Der Austausch mit Menschen, Beobachtungen vor Ort und ein analoger Entwicklungsprozess steht bei der gemeinsamen Arbeit im Vordergrund; die Werke unterliegen keiner Fotomanipulation oder Nachbearbeitung.

Ellen Wagner ist Kunstkritikerin und Mitarbeiterin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, wo sie zu künstlerischen Strategien der Mimikry in der „Post-Internet Art“ bei Christian Janecke und Juliane Rebentisch promovierte (erscheint im April 2021 bei diaphanes). Texte von ihr erschienen etwa auf Faustkultur und in der Springerin. Ellen Wagner leitet den Offenbacher Kunstverein „Mañana Bold“ und ist Vorstandsmitglied der deutschen Sektion des internationalen Kunstkritiker-Verbandes AICA (Association Internationale des Critiques d’Art).

Sven Grolik über Rami Al Rashidani
Little Hope
Reduzierung auf das Essenzielle.

Beim Betrachten der Fotografie von Rami Al Rashidani entstehen in mir Gelüste, Sehnsüchte, Abenteuer, Spannungen, der Reiz nach Genuss. Ein strahlendes Etwas auf dunkler Fläche erweckt Neugierde aus der Ferne. Ich fange an zu träumen und sehe den grellen Fleck, welcher gerade in diesen Zeiten die Hoffnung auf neue Welten und deren Inhalte schürt.

Und so nähere ich mich und entdecke Konturen und Farben, Oberflächen und Spiegelungen. Licht- und Schattenzonen formen einen klar erkennbaren Innen- und Außenraum. Ein leichtes Sprudeln steigt auf, als wäre die durchsichtige Verpackung vor wenigen Sekunden durch ein Zischen geöffnet worden. Die vermeintiche „Leere“ bietet dem kreativen Geist Raum und so formt das Objekt durch seine leuchtenden Konturen ein klares Volumen für frei schwebende Inhalte.

Reduzierung auf das Essenzielle. Bis zum äußersten Rand!

– Sven Grolik

Artwork: Rami Al Rashidani, Little Hope, Duhok (Iraq) 2017, Hahnemühle Baryta paper, 15 x 26.7 cm. Courtesy by the artist. Portrait: Sven Grolik.

Rami Al Rashidani (* 1993), stammt aus Bashiqa, einer irakischen Kleinstadt nahe Mossul in Ninive. Er studierte Architektur an der Staatliche Hochschule für Bildende Künste – Städelschule; unter anderem bei Theodore Spyropoulos. Neben seiner Tätigkeit als Architekt beschäftigt er sich mit dem Medium der Fotografie. Seine Aufmerksamkeit und Sensibilität gilt dabei alltägliche Beobachtungen und besondere Details die er als Höhepunkte, Revision oder Moment des Friedens inszeniert. Er lebt und arbeitet in Offenbach am Main.

Sven Grolik führt neben der Tätigkeit als selbstständiger Innenarchitekt und Produktdesigner seit sieben Jahren eine der angesagtesten Bars in Darmstadt, das CHEZ. Ein Ort für jung bis alt und gleichzeitig Spielwiese für innovative Projekte rund um die Themen Kunst, Kommerz und Konsequenz. Jüngstes Projekt, der CHEZ FREUNDE POP UP STORE; ein Ort für tolle handgemachte Produkte und Kooperationen wie den CHEZ-Honig, das CHEZ-Portemonnaie, limitierte Artworks von Künstlern der Cityring-Gallery und FARADAÍ. Als Art Director und Kurator verschiedenster Projekte, komplettiert er seinen Reiz nach Neuem, getreu seinem Motto: „Machen statt meckern!“.

Aileen Treusch über Toni Meyer
Sofa Series
Nimm Platz!

Es ist die Beobachtung einer Abwesenheit, die mich beim Betrachten dieser Werkserie aus dem Jahr 2017 besonders beeindruckt und meine weiteren Gedankengänge und Assoziationen lenkt. Das Leuchten des blauen Samts wird insbesondere durch eine faltenschlagende Kuhle verstärkt und es scheint, als hätte die Künstlerin hier einen Sitzabdruck portraitiert. Ich beginne mich zu fragen, ob die Fotografie tatsächlich die Abwesenheit eines Menschen verdeutlicht und worin der Reiz einer solchen künstlerischen Verhandlung besteht. Mir fällt zunächst eine viel beachtete Aussage des Frankfurter Journalisten und Literaturkritikers Ludwig Börne ein: „Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht.“

In einem Jahr, in dem die soziokulturellen Aktivitäten im Äther einer globalen Krise zu verschwinden scheinen, ist es die physische Begegnung mit Menschen und Objekten, die wir besonders schmerzlich vermissen. Diese Verlustangst, Verlorenheit und Einsamkeit zeigt sich mitunter in den weltweiten Ausschreitungen und Widerständen gegen die Pandemie-Politik, aber auch an den leergefegten Tierheimen. Was oder wen brauchen wir und warum? Welche Konsequenzen führt die Abwesenheit oder der Verlust von Dingen und Menschen mit sich und wie gehen wir damit um?

In der Werkserie bleibt offen, wer auf dem Sofa Platz genommen hat und ob er je wiederkehrt; die Aufmerksamkeit gilt der hinterlassenen Spur auf dem blauen Samt. Über die Fotografie wird das Sofa zum Ort der Erinnerung und ist verknüpft mit Assoziationen, Emotionen und Reflexionen. Vielleicht ist es ebendieser Moment des Innehaltens und Verwertens, den die Künstlerin in ihrer Aufnahme zu konservieren versucht. Die Fotografie schärft meinen Blick für das, was war, sie bewegt mich zum Nachdenken, zum Innehalten und zeigt auf, wie wichtig Erinnerungskultur ist.

Meine Gedanken ziehen nun weiter zu Rone, einem französischen Musiker, der in seinem Track „Liminal Space“ das Gefühl eines Schwellenzustandes in Musik überführt hat. Während ich dem Track zuhöre „setzen“ sich die Ereignisse des vergangenen Jahres; gleichzeitig zeigen mir Präfixe und Partikel die Bedeutsamkeit von Kunst, Kultur, Kommunikation und Sprache auf: setzen – absetzen – ansetzen –  aufsetzen – aussetzen – besetzen – beisetzen – einsetzen – ersetzen – hinsetzen – nachsetzen – niedersetzen – übersetzen – umsetzen – untersetzen – versetzen – vorsetzen – wegsetzen – widersetzen – zersetzen – zusetzen – zusammensetzen.

– Aileen Treusch

Anmerkung:
Börne, Ludwig: Sämtliche Schriften/ Ludwig Börne. Neu bearb. u. hrsg. v. Inge und Peter Rippmann, Bde. 1–3: Melzer, Düsseldorf 1964; Bde. 4–5: Melzer, Darmstadt 1968.

Artwork: Toni Meyer, Untitled 2017 (Sofa Series), Archival Pigment Print, 90 x 60 cm, Courtesy by the artist. Image via vivameyer.com. Portrait: Albrecht Fuchs. Courtesy: faktory.

Toni Meyer studierte an der Universität der Künste in Berlin und am Goldsmiths College in London. In ihrer Arbeit ist die digitale Technik Hilfsmittel, um eine eigene Bilderwelt zu erschaffen. Dabei konfrontiert sie Betrachter*innen mit ihrem teils schnelllebigen Wahrnehmungsverhalten und stellt es auf die Probe. Ausgangspunkt und Motor ihrer Bilderrätsel ist meist der Mensch und die Großstadt mit dazugehöriger Konsumkultur. Mittels Fotografie, Video und Performance transkribiert sie Fragmente der Wirklichkeit oder schafft gar fiktive Realitäten. Aber nur gerade so, dass man es beim zweiten Mal Hinschauen merkt – oder auch gar nicht. Toni Meyer lebt und arbeitet in München.

Aileen Treusch beschäftigt sich vordergründig mit der Schaffung von Kulturräumen für Stadtgesellschaften. Sie studierte Europäische Kunstgeschichte, Soziologie und Volkswirtschaft in Heidelberg, Frankfurt und Gent. Nach Tätigkeiten am Städelschen Kunstinstitut Frankfurt am Main und der Centralstation Darmstadt gründete sie faktory – eine Plattform für interdisziplinäre Kulturprojekte an der Schnittstelle von Kunst, Kultur, Wissenschaft und Stadtentwicklung.

Jon Prengel über Fabia Kuhlmann
τὰ στέμματα
Warten auf die Stadt.

Eine Kamera fängt den Blick ein in das Schaufenster eines Damenmodegeschäftes. Man sieht das ¾ Abbild eines eleganten, halbbekleideten Mannequins, der Oberkörper frei, die Beine von einer langen schwarzen Hose bedeckt, das Preisschild in den Bund gesteckt und über das Gesicht eine Mund-Nase Bedeckung. Erinnerungen an Eugène Atget werden wach, an seine Bilder des Paris der 20er Jahre. „Men`s Fashions“ und „Women`s Clothing Shops“ fingen die Stimmung der damaligen Einkaufsstraßen ein und begründeten eine Tradition der urbanen Fotografie, die von Berenice Abbot nach New York getragen wurde.

Die Sujets ähneln sich in ihrer zweiten Bildebene. Das Schaufensterglas reflektiert den gegenüberliegenden Straßenraum und zeichnet das diffuse Bild der umgebenden Stadt. Eine leere, triste Straße, ein Wohnblock mit einer von Graffiti besprühten Fassade. Die Frankfurterin Fabia Kuhlmann hat die Bilder im sommerlichen Athen des Corona Jahres 2020 aufgenommen. Eingefangen in die Reise- und Bewegungsbeschränkungen während ihrer „Artist in Residency“ fotografiert sie den Lockdown: der Schaufensterauslage fehlt jegliche Neuankündigung von Ware, ein gespanntes Laken versperrt den Blick in den dahinterliegenden Raum, es gibt keine Preisauszeichnungen und keine Reklame. Der Laden wirkt trist und außer Betrieb. Lediglich die hochgezogenen Augenbrauen und der Blick des Mannequins erzeugen Spannung. Sie schaut durch die Reflektionen herüber auf die gegenüberliegende Straßenseite und scheint auf bessere Zeiten zu warten.

Für mich als Architekt und Stadtplaner spielt sich die eigentliche Bildhandlung in den Spiegelungen des Schaufensterglases ab: wie sieht unsere Innenstadt nach überstandener Pandemie aus? Werden wir zurückkehren in einen Zustand belebter Straßen, gefüllter Läden, Cafes und Restaurants? Es ist kein Zufall, dass diese Bilder in Athen entstehen, der Mutterstadt Europas, der Ur-Polis eines Stadtstaates und der Reinform einer Versammlungsstätte. Die Stadt ist eine Erfindung des Menschen und der Ort für eine bessere Welt. In ihr spiegeln sich Schönheit, Ordnung und Vielfalt. Der argentinische Schriftsteller Borges erzählt wie ein kriegerischer Barbar unvermutet in ihr Straßen, Tempel, Gärten, Bögen, Türrahmen und Fenster entdeckt und wie sie auf ihn wie eine Offenbarung wirken. Die Stadt entspringt dem Bedürfnis, zusammen zu sein. Dieser Blick des Mannequins mit den hochgezogenen Augenbrauen fasziniert mich an Fabias Fotografie.

Artwork: Fabia Kuhlmann, τὰ στέμματα (The Waiting Crowd), Athen 2020, Courtesy: the artist. Portrait: Albrecht Fuchs, Courtesy: raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH.

Fabia Kuhlmann ist gebürtige Frankfurterin die 2017 Ihre Diplomprüfung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach abgelegt hat. Mit einem Künstleraufenthalt in Athen 2020 fundamentierten sich Ihre Fähigkeiten der Kombination verschiedener Medien miteinander: Räumliche Gestaltung, graphische Gestaltung und Wahrnehmungstheorie. In diesem Zuge beschäftigt sie sich zurzeit mit graphischen Auseinandersetzungen der inneren und äusseren Wahrnehmung der Gedankenwelt als Labyrinth oder Sphäre und arbeitet an einer neuen Kuhlmann’s Kuriosität: amos umergo.

Der in Frankfurt am Main ansässige Architekt Jon Prengel studierte an der Technischen Universität Darmstadt, an der FU Berlin und an der University of Texas Architektur, Geschichte und Politikwissenschaften. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Barkeeper eröffnete er im Jahr 2000 gemeinsam mit seinen beiden Partnern das Büro raumwerk und befasst sich gleichermaßen mit Aufgaben der Architektur und der Stadtplanung. Er ist tätig im BDA und Vertreter in den Gremien des Städtebaubeirates und des Denkmalbeirates der Stadt Frankfurt am Main.

Jan Kalbitzer über Johanna von Monkiewitsch
Tel Aviv
Präverbale Erkenntnis

Ich habe nie viel von Kunst verstanden, erst Recht nicht zu Schulzeiten. Aber Johanna von Monkiewitschs Schreibtisch hat mich dennoch sehr interessiert. Schon damals fanden sich dort immer Bilder und kleine Artefakte – und bis heute erinnere ich mich an ein Foto, das eine Weile dort lag. Eigentlich war nichts besonderes darauf zu sehen: Strand, Meer, Himmel, ein Auto, zwei Personen, die ich nicht kannte. Aber es unterschied sich von allen anderen Fotos, die ich bis dahin gesehen hatte. Das Licht hatte eine besondere Farbe, eine Intensität, die mich berührte.

Über zwei Jahrzehnte später, nachdem ich Johanna lange nicht gesehen hatte, begegnete mir ihr Bild „Tel Aviv“, das die selbe unmittelbare Reaktion in mir hervorrief. Aber diesmal hatte das Erlebnis eine noch größere Klarheit. Das Bild zeigte keine zusätzlichen Gegenstände mehr, sie hatte das Licht völlig aus der Zeit und Umgebung, in der es stattgefunden hatte, herausgelöst. Es zeigte sich nur in seiner Farbe, den Schatten, die es warf und, in der linken unteren Ecke etwa, durch die verursachten Reflexionen.

Für mich stellt das Erlebnis, das ich beim Betrachten dieses Bildes habe, eine Form der Wahrnehmung dar, die ich nur als ein Erlebnis „präverbaler Erkenntnis“ einigermaßen zu umschreiben versuchen kann. Ich sehe und erlebe, körperlich und ohne es richtig in Worte fassen zu können, wie sich vor meinen Augen eine Idee verwirklicht, wie etwas in meiner Anwesenheit zu sich selbst findet, auf den Punkt kommt. Und ich stelle mir vor, dass sie wohl genau darin, in diesem Prozess bestehen muss, diese „Kunst“.

– Jan Kalbitzer

Artwork: Johanna von Monkiewitsch, Tel Aviv 2017, pigment print on Hahnemühle paper, framed 82,4 x 62 cm, Courtesy: Johanna von Monkiewitsch. Image via johannavonmonkiewitsch.com Portrait: Marlena Waldhausen (detail), image via jankalbitzer.de

Johanna von Monkiewitsch wurde in Rom geboren und studierte unter anderem bei Heinz-Günter Prager an der HBK Braunschweig. Mittels Fotografie, Skulptur und Malerei schafft sie ein Bewusstsein für Licht und Schatten. Es scheint als prüfe sie die Empfänglichkeit der Betrachter*innen dafür, Licht zu empfinden. Die bedächtige Auseinandersetzung mit schwer fassbaren Lichtsituationen und Kompositionen mag auch darin begründet liegen, dass die Künstlerin einen Teil ihrer Kindheit in Los Angeles vebrachte; Forschungsstipendien fürten sie nach Tel Aviv oder Venedig. In beeindruckend stiller Weise entführt die Kunst Monkiewitschs auf eine Reise durch Konzepte und Praktiken, die unseren Blick für Nuancen und Details schärfen. Papier, Metall oder Beton werden zum Träger der materiellen und emotionalen Eigenschaften von Licht und appelieren an unsere Vorstellungskraft.

Jan Kalbitzer ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er ist spezialisiert auf die ambulante Intensivbehandlung von Stress und Krisen. Er studierte in Freiburg im Breisgau und in Hannover, forschte dann in Kopenhagen und Oxford zu den Auswirkungen der Jahreszeiten auf den Hirnstoffwechsel, worüber er 2009 zum Ph.D. promoviert wurde. Anschließend Facharztweiterbildung an der Charité Berlin, dort Forschung zu den Auswirkungen von technischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel auf die Psyche. Im Jahr 2014 wurde er für seine Arbeit mit dem Max Rubner Innovationspreis ausgezeichnet. Als Bücher erschienen „Krise als Neustart“ (2020), „Das Geschenk der Sterblichkeit“ (2018) und „Digitale Paranoia – Online bleiben, ohne den Verstand zu verlieren“ (2016).

Andrea Schäfer-Lazos über Robert Schittko
Tabledance
Träume sind Realität.

Tische, Stühle, Bänke – in der darstellenden und performativen Kunst werden sie oft als Requisiten eingesetzt, und es wird mit Stühlen oder auf Tischen getanzt. In Pina Bauschs Café Müller (1978) stehen die Bistro-Stühle und -Tische den Darstellern im Weg und werden hastig aus deren „Tanzbahn“ zur Seite geräumt. Dabei bleiben sie immer und für alle sichtbar, was sie sind: Tische und Stühle, unbeseelte Objekte.

Der träumende Darsteller – entschließt sich der Darsteller, seine Haltung dem Objekt gegenüber zu verändern und etwas mehr oder etwas anderes zu sehen als tatsächlich da ist, beginnt die magische Verwandlung zum Beispiel eines Tisches in einen Berg oder (umgedreht) in ein Boot oder eben in eine/n Tanzpartner/in und damit also die Öffnung der einen „echten“ Realität in unzählige mögliche Realitäten. Wird dieser Vorgang, der auf dem Prinzip des kindlichen Spiels beruht, von Dritten beobachtet, sprechen wir von einer Performance- oder Theatersituation. Letztlich ist es ein Pakt zwischen Darsteller und Publikum, dem die Beseelung von Objekten zugrunde liegt: beide wissen, dass ein Tisch bloß tote Materie ist, lassen sich aber auf das befreiende Spiel von Traum und Imagination ein. Beim herkömmlichen Tabledance ist der Tisch nichts weiter als ein Tisch, auf dem in der Regel eine Frau für ein männliches Publikum tanzt und dabei selbst zum Objekt wird. In Robert Schittkos Tabledance (2013) ist es ein männlicher Darsteller, der das Objekt Tisch zu einer/m Tanz-Partner/in „beseelt“ und mit diesem Akt der Imagination die Grenzen der Realität überwindet. Denn Träume sind die Realität des Darstellers.

Tanzen und Corona – Clubs sind zu, Partys finden nicht statt. In dieser Irrealität des Seins scheint es gar nicht so ungewöhnlich, sich seine eigene Realität zu erträumen, zu spielen.

 

Artwork: Robert Schittko, Tabledance (2013). Courtesy by the artist. Video via robertschittko.com. Portrait: Sonja Schwarz

Robert Schittko ist ein deutscher Fotograf und Künstler. Er wurde in Hohenmölsen geboren und studierte unter anderem bei Martin Liebscher, Susanne Winterling und Mike Bouchet an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main. Die Arbeit „Tabledance“ entstand als Ergebnis einer Aufgabenstellung innerhalb eines Kurses in einem frühen Semester seines Kunststudiums. Aufgabe war es einen Gegenstand zu beleben. Robert Schittko wurde bereits vielfach ausgezeichnet; für seine feinfühligen zugleich ausergewöhnlichen Werkserie mittels Farbsublimation auf Holz “I have no idea how i could get that lost” über den japanischen Sterbewald „Aokigahara“ erhielt er den Fotoförderpreis der Deutschen Börse Photography Foundation.

Andrea Schäfer-Lazos M.A. hat an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Publizistik, Germanistik und Theaterwissenschaften studiert und arbeitet in der Kommunikation eines Unternehmens der Luftverkehrsbranche.

Robert Grunenberg über David Hockney
„Paradise Is Now“
Ein Tag im Haus von David Hockney.

Los Angeles, Februar 2017. Nach Wochen heftigen Regens sind die Hänge in den Hollywood Hills saftig grün. Es riecht nach Jasminblüte und Orange, als ich mit offenem Fenster entlang des Mulholland Drive fahre. Auf dem Beifahrersitz liegt eine Mappe mit einem Konzept für eine Gruppenausstellung über Palmen in der Kunst, die im April 2018 in meiner Galerie in Berlin eröffnet wurde. Ich verbringe drei Wochen in Los Angeles und recherchiere über Künstler, die sich in ihrem Werk mit Palmen auseinandersetzen.

Ganz oben auf meiner Liste steht David Hockney, vor dessen Haus ich nun parke. Ich läute an der Klingel des britischen Malers, der hier seit über dreißig Jahren im Nichols Canyon wohnt. Als ich durch eine Tür in den Garten eintrete, sehe ich das in Rosa, Gelb und blau bemalte Haus, das sich hier in die Hänge des Canyons krallt und das Hockney in vielen seiner Bilder verewigt hat. Eine Mitarbeiterin weist mir den Weg entlang eines kleinen Pfads, der mich zum Atelier führt, das auf einem ehemaligen Tennisplatz errichtet wurde. Als ich mich nähere, fällt mein Blick durch die offen stehende Tür, und ich sehe Hockney, der malend vor einer Leinwand steht. Er schaut mich freundlich an und heißt mich willkommen, obwohl ich unangemeldet gekommen bin. Erst jetzt sehe ich, dass er an einer Palme arbeitet für ein großes Bild, das ein paar Monate später in einer Retrospektive im Centre Pompidou zu sehen sein wird. Ich begleite Hockney durch sein lichtdurchflutetes Atelier und wir setzen uns auf zwei Sessel am Ende des länglichen Raums. Wir rauchen Camel-Light-Zigaretten, schauen auf die Palme an der Stirnseite des Studios und ich erzähle ihm von meinem Ausstellungsprojekt über Palmen in der Kunst. Ihm gefällt die Idee und wir verbringen den Nachmittag in seinem Studio. Hier zeigt mir Hockney in seinem riesigen Taschen-Sumo-Buch jede Palme, die er seit 1961 gemalt hat. Später beim Abendessen sprechen wir über Los Angeles und natürlich über Palmen, die ein Grund gewesen sind, weshalb er Mitte der 1960er-Jahre nach Kalifornien gezogen ist.

Auch ich verbringe die nächsten Wochen damit, die ikonografische Kraft der Palme in Los Angeles zu entschlüsseln. Hierfür treffe ich auch den Autor Bret Easton Ellis, mit dem ich ein Konzept für einen Ausstellungstext erarbeite – einen dialogischen Essay, basierend auf Passagen aus seinen Erzählungen „Less than Zero“ und „Imperial Bedrooms“. Anders als Hockney inszeniert Ellis die Palme in seinen literarischen Texten als ein albtraumhaftes Symbol, das die Schattenseiten des vermeintlich süßen Lebens in Los Angeles abbildet. Die Begegnungen mit Hockney und Ellis waren für mich maßgeblich, um die Ausstellung programmatisch zu verankern. Auf der Rückreise nach Berlin entwarf ich ein erstes Konzept mit dem Titel „Paradise Is Now“. Ein Jahr später erschien ein Buch zur Ausstellung bei Hatje Cantz und knapp vier Jahre später, denke ich immer noch gerne an diesen wunderbaren Tag im Haus von Mr. Hockney.

All images: Robert Grunenberg

David Hockney ist ein britischer Maler, der für seine Bilder über das Leben in Los Angeles bekannt ist. In seinen lebhaften Pop-Art-Gemälden fängt er die Atmosphäre und Kultur der Stadt, die Freizeitaktivitäten der Bewohner und das Wetter ein. Hockney zählt zu den erfolgreichtsen Künstlern des 20. Jahrhunderts; im Jahr 2018 erziehlte sein Werk „Portrait of an Artist (Pool with Two Figures)“ bei einer Christies-Versteigerung einen Verkaufspreis von 90,3 Millionen US-Dollar. Geboren 1937 in der Stadt Bradford (Yorkshire), besuchte Hockney zusammen mit R.B. Kitaj das Royal College of Art in London. Zu seinen Lehrern gehörten Künstler wie Francis Bacon und Peter Blake.

Der in Berlin ansässige Galerist Robert Grunenberg studierte in Frankfurt und London Kunstgeschichte, Germanistik und BWL. Nach Stationen am MoMA PS1 in New York und Autor beim Springer und Conde Nast Verlag in Berlin eröffnet Grunenberg zum Gallery Weekend Berlin 2018 seine eigene Galerie in der Marburger Str. 3 in Berlin, Charlottenburg.

Aaron Held über Felicitas von Lutzau
Encounters
Grenzlinie, Schattenseite, Interaktion auf Abstand.

Schwarz und Weiss. Dunkel und Hell. Licht und Schatten. Eine komplexe und rätselhafte Lichtstruktur über einer Wasseroberfläche. Felicitas von Lutzau’s „Sphere“ erzeugt in mir zuerst ein kindliches Rätseln, was in diesem Video-Kunstwerk eigentlich vor sich geht; dann eine Menge rationaler wissenschaftlicher Assoziationen mit physikalischen Phänomenen; und schliesslich oder eigentlich nebenbei persönliche Emotionen und Gedanken.

Als Wissenschaftler kann ich nicht anders als zu hinterfragen, was dort vor sich gegangen sein mag. Wie entstehen diese Strukturen aus Licht? Mein Gehirn arbeitet soweit es kommt: Über dem Wasser muss wohl irgendein Objekt eine Lichtquelle brechen, sodass daraus komplizierte Kaustiken entstehen. Diese erscheinen, wenn Licht von einem runden oder gebogenen Objekt – ein Weinglas oder Ehering zum Beispiel reicht aus – auf eine Oberfläche reflektiert wird. Kaustiken sind dabei die Grenzlinien zwischen Bereichen, auf die das reflektierte Licht scheint, und solchen, zu denen es vom Weinglas aus nicht gelangen kann. Der Bereich auf der Innenseite der Kaustik erscheint deshalb heller. Die Helligkeit nimmt zur Kaustik hin dann immer weiter zu. Auf der Aussenseite der Kaustik hingegen kann kein weiterer Lichtstrahl von dem reflektierenden Objekt aus auf die Oberfläche fallen. Auf dieser Seite erscheint die Kaustik deshalb scharf. In Felicitas von Lutzau’s Videoarbeit sieht man wohl eine ziemlich komplexe Ansammlung vieler solcher Kaustiken. Innerhalb der „Sphere“ ist es hell, dann scharfe Linien, und Aussen ist es dunkel. Und weil sich das Objekt oder die Kamera bewegt, so bewegen, krümmen und verzerren sich auch die Kaustiken. Von Zeit zu Zeit scheinen sie gar organisch zu springen oder zu zucken. Was für ein Objekt jedoch genau diese Kaustiken wirft und wie es sich bewegt? Ich frage mich ob es die Kameralinse selbst sein kann? Es bleibt mir jedoch verborgen, weil mein Gehirn all diese Lichtstrahlen nicht rekonstruieren kann. Glücklicherweise bleibt deshalb das Rätselhafte dem Kunstwerk erhalten und ich frage mich weiterhin neugierig, was da über dem Wasser eigentlich vor sich geht.

Der Beiname „Sphere“, passt gut zu einer ganzen Kette weiterer Physik-Assoziationen, die ich mit diesem Lichtspiel verbinde. So wie Felicitas von Lutzau das Licht Ihrer mysteriösen „Sphere“ mit der Kamera einfängt, so haben es hunderte von Wissenschaftler*innen gemeinsam geschafft das Licht aus dem aller innersten Zentrum einer Galaxie in einem Foto einzufangen. Dazu haben sie das „Event Horizon Teleskop“ – also eigentlich eine ganze Reihe von Radioteleskopen, verteilt überall auf der Welt – genutzt. Nur gemeinsam konnte die Wissenschaftler*innen dieses Bild erzeugen. Es ging als „Black Hole Shadow“ um die Welt. Versucht man zu dem Licht und Schatten in diesem Bild das zugehörige Objekt zu rekonstruieren, so deutet alles auf ein Schwarzes Loch hin. Die helle Seite der Kaustik ist hier, im Gegenteil zu von Lutzau’s Kunst, aussen und der Schatten innen. Ohne Umgebungslicht und mit einer besseren Auflösung, wäre auch hier die Grenzlinie auf der Schattenseite scharf. Alles passt dazu, dass dieser Schatten den Ereignishorizont des Schwarzen Loches zeigt. Einen Bereich in Raum und Zeit, aus dem, einmal hineingefallen, nichts je wieder hinauskommen kann.

Trotz all dieser rationalen Gedanken eines Physikers, bleibt bei mir eine ganz persöhnliche und emotionale Reaktion auf „Encounters“. Ganz entgegen dem Titel, denke ich an Stille und Einsamkeit. Obwohl sich dort etwas bewegt, also eine Begegnung von „etwas“ mit mir stattfindet, so ist dies doch nur eine Interaktion auf Abstand. Ich denke an den Lockdown, an all den neu hinzugewonnen und nun notwendigen Abstand. Und daran, wie klein mein persönlicher Erfahrungshorizont geworden ist. Wie sehr ich es vermisse neues in meiner eigenen kleinen Welt zu sehen. Aber auch daran, wie friedlich, genügsam und ungestört Einsamkeit machen kann. Für mich ist es eine friedliche Einsamkeit, die „Encounters“ ausstrahlt.

Artwork: Felicitas von Lutzau, „Sphere“ from the Series Encouters, 2019, HD Video Loop, 09:00min, loops continuously, Edition of 3 + 2AP. © Felicitas von Lutzau. Video via felicitasvonlutzau.de. Portrait: Aaron Held

Felicitas von Lutzau studierte Fotografie an der Hochschule für Gestaltung Offenbach und an der Camberwell University of Arts in London. Neben der Fotografie umfasst ihr Werk auch Video- und Fotoinstallationen. In ihren Serien experimentiert sie mit Langzeitbelichtungen, Reflexionen, Lichtstrahlen und minimalen Bewegungen, die außerhalb einer Fotografie nicht wahrgenommen werden können. Ihre Arbeiten sind oftmals von romantischer Malerei und Mythen inspiriert und entstehen ohne Fotomanipulation mit Hilfe von simplen Taschenlampen und Drohnen. Felicitas von Lutzau hatte bereits Ausstellungen in Frankfurt, London, Los Angeles und Tokio; darunter Deutschen Börse Photography Foundation, MMK Frankfurt, Darmstädter Tage der Fotografie, RAY Fotografie-Festival, Fotofestival Lenzburg. Felicitas hat ein Atelier in Offenbach und lebt im Odenwald.

Aaron Held studierte theoretische Physik an der Ruprecht-Karls Universität in Heidelberg und promovierte dort zum Thema Quantengravitation. Derzeit arbeitet Aaron als Royal Society Newton International Fellow am Imperial College in London und erforscht in seiner Arbeit das Verhalten von Raum und Zeit im Zentrum schwarzer Löcher.

Patricia Germandi über Sandra Mann
Gevatter Tod
Es werde Licht!

Die Natur zeigt uns in den Jahreszeiten eindrücklich die gesetzmäßigen Stationen von Wandel: Was im Sommer erblühte und über den Herbst hinweg zerfällt, benötigt eine Phase der Winterruhe, bevor eine neue Form voll Zuversicht von alleine im Frühling entsteht. So wie sich die Natur im immerwährenden sich erneuerndem Wandel befindet, wird auch der Mensch einem steten persönlichen als auch gesellschaftlichen Transformationsprozess ausgesetzt.

Gerade in der heutigen Zeit – und das hat uns gerade erst das Jahr 2020 in vielerlei Hinsicht, oft verbunden mit persönlichen Verlusten und unvorhersehbaren Veränderungen, schmerzlich gelehrt – ist es drängender denn je, dass wir im Wandel eine zuversichtliche Orientierung finden. Der deutsche Wald als romantisch verklärtes Sehnsuchtsziel und furchteinflößender Ort zugleich wird bei Sandra Mann zur Bühne für die künstlerische Verhandlung relevanter gesellschaftlicher Themen. Gevatter Tod als Zitat für Vergänglichkeit und Wandel kokettiert mit dem erst bei genauer Betrachtung sichtbaren und fast zynisch in einer Astgabel eines sterbenden Baumes hockendem winzigen Skeletts – eine Scherenschnittarbeit der Künstlerin Valentina Stanojev. Wie in einem Vexierbild springt die Betrachtung ab nun unerbittlich zwischen einem schon sich mäandernden und in der Ferne durch frohlockende Lichtpunkte aufleuchtenden Waldpfand voller Zuversicht und dieser verstörenden Erscheinung hin und her. Mal Licht, mal Erscheinung, dann wieder Licht…

Und erinnert uns das nicht genau an jene Szene im gleichnamigen Märchen Gevatter Tod, als tausend und tausend Lichter in unübersehbaren Reihen brannten, einige groß, andere halbgroß, andere klein. Wo jeden Augenblick einige davon verloschen, und andere wieder aufbrannten und die Flämmchen in beständigem Wechsel zu sein schienen. „Siehst du,“ sprach der Tod, „das sind die Lebenslichter der Menschen“.

Ohne Licht kein Leben und kein Leben ohne Licht. Licht ist Wärme, Licht ist Zuversicht. Und mein Vexierbild springt zurück auf den Waldpfad voller Zuversicht!

– Patricia Germandi

 

Artwork: Sandra Mann, 160713-2420 Gevatter Tod von Valentina Stanojev (Offenbach, Germany). Courtesy by the artist. Image via sandra-mann-photos.de. Portrait: Patricia Germandi.

Sandra Mann ist eine deutsche Küntlerin, die sich in ihrer Arbeit mit einer großen Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen wie Fotografie, Installation, Skulptur und Video beschäftigt. Ihre Werke sind in nationalen und internationalen Sammlungen vertreten; darunter MMK Frankfurt am Main, Art Collection Deutsche Börse Photography Foundation, MUCA Mexiko Stadt, Vehbi Koç Foundation Istanbul. Sie studierte unter anderem an der HFG Offenbach am Main bei Heiner Blum, Rudolf Bonvie und Lewis Baltz. Thematisch befasst sie sich mit der Beziehung der Menschen zueinander, zur Natur, zur Umwelt, Tierwelt oder der Genderthematik.

Patricia Germandi, 51 Jahre, von Geburt an begeisterte Frankfurterin und wohnhaft in Frankfurt-Bockenheim, gelernte Werbefachfrau und studierte Biologin, seit 2018 Leiterin Kommunikation und Kultur für den Palmengarten + Botanischen Garten, liiert mit Bernd und Tante der wunderbaren Nichten Amelie und Celina.

Annedore Prengel über Iván Argote
Untitled (Paris)
Wir sind allesamt Menschen.

Viele Menschen bewegen sich langsam in einem ähnlich schaukelnden, nahezu Gleichklang, besser Ähnlichklang über nasse, meist breite Straßen oder U-Bahngänge. Sie wirken so ähnlich, sie tun alle dasselbe. Ist das eine Art gemeinsame Slowmotion, fast schon wie eine träge Welle des Auf und Ab ihrer Körper im Takt ihrer Schritte? Und so geschieht es in vielen Videos, eine ganze Serie an vielen Orten aufgenommen.

Wenn ich nicht von irgendwo anders her ein Wissen hätte, dass alle verschieden sind, käme ich beim Betrachten nicht auf die Idee, dass es bedeutsam sein könnte, ihre Diversität zu erkennen und anzuerkennen. Wenn ich nicht wüsste, dass sie sich untereinander nicht kennen – nur bei wenigen vermute ich, dass sie sich kennen, z.B. Mutter und Sohn oder Freundinnen – würde ich denken, dass sie alle durch unsichtbare Fäden und gleiche Beschaffenheiten verbunden sind, weil sie sich wie in einem langsamen Strömen miteinander voranwellen. In einer internationalen Sehnsuchtsstadt wie Paris, die für eine größte Vielfalt steht. So viel Gemeinsamkeit haben die Menschen in ihrer Wellenbewegung. Die Filme sagen, sie gehören alle zusammen in einem unauffälligen, unbewussten Mainstream.

Und dann dreht einer seinen Kopf; zeigt ein Viertel, eine Hälfte seines Gesichts und einige wenige folgen der Bewegung: Mehrere Gesichter schauen zurück, fast rhythmisch aufeinanderfolgend. Sie schauen fast im Gleichklang, besser im Ähnlichklang zurück, dabei seltsam ernst, verziehen keine Miene, sorgenvoll, ablehnend, abwehrend, abwesend, suchend auch.

Nur wer aufmerksam anschaut, was zu sehen ist, kann ausnahmsweise junge Frauen entdecken, die sich umdrehen und lächeln. Es dauert nicht lange und alle drehen sich ab, tendenziell wieder in die gleiche Richtung nach vorn und bewegen sich weg von uns, weiter voran auf den städtischen Straßen. Die Menschen sind warm angezogen, sie haben Mäntel und Mützen. Es sieht so aus, als ob sie frieren. Die Stadt wirkt kalt, es schein Winter zu sein. Und nass, es scheint geregnet zu haben.

Wir sind allesamt Menschen und als solche die Gleichen in der gleichen Existenzweise, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht – dahin treiben nun auch mich langsam diese Bewegtbilder.

Artwork: Untitled (Paris), Iván Argote, 2010, 04’59”.GALERIE PERROTIN (Paris, New York, Hong Kong, Tokyo, Seoul, Shanghai), GALERIA VERMELHO (Sao Paulo), GALERIA ALBARRAN BOURDAIS (Madrid). Video via: vimeo.com Portrait: K.-H. Völker. Image via uni-frankfurt.de

 

Iván Argote ist einkolumbianischer Künstler und Filmregisseur. In seinen Werken untersucht er die Beziehung zwischen Geschichte, Politik und der Konstruktion unserer eigenen Subjektivitäten. Seine Filme, Skulpturen, Collagen und Installationen im öffentlichen Raum werfen Fragen auf, wie wir mit den anderen, dem Staat, dem Erbe und den Traditionen umgehen. Argote ist in zahlreichen Institutionen weltweit vertreten; darunter das Guggenheim Museum (New York, USA); Centre Pompidou (Paris, Frankreich); Cisneros Fontanals Art Foundation (Miami, USA); Colección de Arte del Banco de la República (Bogotá, Kolumbien); MACBA (Barcelona, Spanien).

 

Annedore Prengel ist eine deutsche Erziehungswissenschaftlerin und emeritierte Hochschullehrerin. Schwerpunkte der Lehr- und Forschungstätigkeit sind: politische Bildung und kulturelles Gedächtnis, Menschenrechtsbildung, erziehungswissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung, Diversity-Studies, Inklusion und Partizipation sowie Anerkennung und Missachtung in der Schule. Sie ist Mitglied der am International Human Rights Forum( Luzern), am Menschenrechtszentrum (Universität Potsdam), am Zentrum für Bildungsintegration – Diversity und Demokratie in Migrationsgesellschaften (Universität Hildesheim) sowie in zahlreichen Fachgesellschaften und lehrt als Seniorprofessorin an der Goethe-Universität (Frankfurt a. M.).

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